Der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus präsentiert „Das Lonka Projekt – Eine fotografische Hommage an die letzten Holocaust-Überlebenden“ vorerst als virtuelle Ausstellung und in Form von Online-Führungen vom 27. Januar bis 11. April 2021. Gisela Kayser, die künstlerische Leiterin des FWBH hat die Ausstellung kuratiert.

Thomas Gust, Fotoexperte und Verleger führt in der einstündigen Veranstaltung durch die Ausstellung und gibt anhand einer Auswahl von Fotografien einen umfassenden Einblick in das Projekt. Am Ende haben die Teilnehmer*innen der Führung die Möglichkeit, Fragen zur Ausstellung an Thomas Gust zu stellen.

Die Online-Führungen werden mit ZOOM live übertragen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Keine vorherige Anmeldung notwendig.

TERMINE

FEBRUAR 2021
7. Februar 2021, Sonntag, 17 bis 18 Uhr / 9. Februar 2021, Dienstag, 18 bis 19 Uhr / 21. Februar 2021, Sonntag, 17 bis 18 Uhr / 23. Februar 2021, Dienstag, 18 bis 19 Uhr / 28. Februar 2021, Sonntag, 17 bis 18 Uhr

MÄRZ 2021
2. März 2021, Dienstag, 18 bis 19 Uhr / 7. März 2021, Sonntag, 17 bis 18 Uhr / 9. März 2021, Dienstag, 18 bis 19 Uhr / 14. März 2021, Sonntag, 17 bis 18 Uhr / 16. März 2021, Dienstag, 18 bis 19 Uhr / 23. März 2021, Dienstag, 18 bis 19 Uhr / 28. März 2021, Sonntag, 17 bis 18 Uhr / 30. März 2021, Dienstag, 18 bis 19 Uhr

APRIL 2021
6. April 2021, Dienstag, 18 bis 19 Uhr / 11. April 2021, Sonntag, 17 bis 18 Uhr

ANMELDUNG

Klicken Sie bitte auf Zoom-Meeting beitreten, um Ihr Zoom-Meeting zu starten. Sie können dem Zoom-Meeting jeweils 5 Minuten vor Anfang der Online-Führung beitreten. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Zoom-Meeting beitreten ( https://zoom.us/j/97414691740?pwd=Rmg5ME5ZNjdpOTZzSU53bmZJRUZmUT09 )
Kenncode: Lonka-FWBH

Aktuelle Informationen finden Sie auf www.fkwbh.de.

© Nass Familie, Portrait von Lonka and Yanek Nass

Das Lonka Projekt portraitiert die letzten Überlebenden des Holocaust im Rahmen einer Wanderfotoausstellung, die anlässlich des Gedenktages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 und des Gedenkens an die Opfer des Holocaust präsentiert wird. Das Lonka Projekt wurde in Jerusalem von Jim Hollander und Rina Castelnuovo als Hommage an Rinas Mutter Lonka, Dr. Eleonora Nass (1926-2018), initiiert. Als Mädchen überlebte Lonka fünf Konzentrationslager der Nazis und repräsentiert die Lebenskraft der Holocaust-Überlebenden. Rina Castelnuovo sagt über die Ausstellung: „Wir haben beobachtet, wie sich das Projekt weiterentwickelt hat und zu einer internationalen Zusammenarbeit herangewachsen ist, bei der so viele ihre Talente mit Begeisterung eingebracht haben. Wir haben über ein ganzes Jahr hinweg stetig Bilder von Fotograf*innen erhalten und sind allen dankbar für ihren Einsatz.“

300 der weltweit führenden Fotografinnen aus rund 30 Ländern haben für das Lonka Projekt Holocaust-Überlebende in ihrem privaten Umfeld fotografiert und ein einzigartiges Gesamtwerk geschaffen. Mitgewirkt haben renommierte Fotokünstler*innen wie Gilles Peress, Alec Soth, Douglas Kirkland, Steve McCurry, José Giribás, Kristian Schuller, Maurice Weiss, Marissa Roth und Roger Ballen. Noch leben die letzten Überlebenden des Holocaust unter uns. Aber wer sind diese Menschen, wie gehen sie mit ihrer Geschichte um und wie konnten sie ihr Leben weiterführen? Das Lonka Projekt zeigt die Mütter, die Väter, die Großmütter, die Großväter, die Ehefrauen und -männer und wie sie ihre Zukunft in die Hand genommen haben. Ein Vermächtnis an Bildern der letzten Zeitzeugen, welche das Geschehene für uns bewahren, weitergeben und beschreiben.

© Tsafrir Abayov, Portrait von Shaul Paul Ladany

Entstanden sind Fotografien, die ganze Biografien und unfassbare Ereignisse in sich tragen. Es sind Geschichten wie die von dem zweifachen olympischen Rennläufer Professor Shaul Paul Ladany, der 1936 in Belgrad, Jugoslawien, geboren wurde. Als er acht Jahre alt war, überlebte Shaul das Konzentrationslager Bergen-Belsen sowie 1972 als israelischer Olympiateilnehmer den Anschlag von München.

© Thomas Dworzak, Portrait von Charlotte Knobloch

Es ist auch die Geschichte von Charlotte Knobloch. Sie überlebte den Holocaust versteckt bei einer bayerischen christlichen Familie. Später war Charlotte Knobloch Leiterin vieler jüdischer Organisationen in Deutschland. Sie ist immer noch die Präsidentin der Jüdischen Gemeinde München, die ehemalige Hauptstadt der Hitlerbewegung, welche heute die stärkste jüdische Gemeinde in Deutschland hat. Viele von ihnen sind Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion.

© Steve McCurry, Portrait von Sonia Kam und Hannie Dauman

Und es ist auch die Geschichte von Sonia Kam. Sie ist 1931 in Deutschland geboren. Ihre Eltern lebten in Belgien und besuchten oft Deutschland, wo ihre Großeltern lebten. Ihre Mutter versuchte, die Großeltern zu überreden, mit ihnen zu kommen, aber sie weigerten sich. „Wir sind Deutsche!“, sagten sie. Als Kams Familie nach Brüssel zurückkehrte, hing ein großes Schild der Gestapo an der Tür: Zutritt verboten, Eigentum der Gestapo. Sonia und ihre Schwester gingen wieder zur Schule, aber sie mussten nun den gelben Stern tragen. Später wurde die Familie getrennt. Sonia wurde in ein Kloster und ihre Schwester in ein anderes Versteck gebracht. Nachdem die US-Armee Brüssel befreit hatte, wurden die Mädchen wieder mit ihrer Mutter vereint. Ihr Vater Shaul wurde in Auschwitz ermordet, und der Rest ihrer gesamten Familie kam in den Konzentrationslagern der Nazis um. 1949 emigrierten sie in die USA.

Das Gedenken an diese und alle anderen Holocaust-Überlebenden will das Lonka Projekt wachhalten und bildet eine historisch wie künstlerisch einmalige Portrait-Fotosammlung in einer Zeit, in der die Herausforderung der Holocaust-Erinnerung immer schwieriger wird.

Bis auf Weiteres wird die Ausstellung nur als digitales Programm stattfinden. Aktuelle Informationen zu der virtuellen Ausstellung und zu den Online-Führungen finden Sie auf www.fkwbh.de.


Texte, Bildunterschriften und die Informationen, die hier zusammengetragen wurden, sind aus der Pressemitteilung des Freundeskreis Willy-Brandt-Haus und der Online-Führung entnommen.


© Roger Ballen, Portrait von Mordechai Perlov (Titelbild)