Die Galerie Buchkunst Berlin präsentiert vom 27. November 2025 bis 28. Februar 2026 die Ausstellung „DDR / East Germany – Colour Works“ des Magnum-Fotografen Thomas Hoepker. Die Auswahl an Farbfotografien, welche zwischen 1972 und 1990 in der ehemaligen DDR und Ost-Berlin entstanden sind, vereinen neben den zu Klassikern gewordenen Bildern auch bisher unbekannte und faszinierende Aufnahmen aus dieser Zeit. In den Kodachrome-Farben Thomas Hoepkers wird die DDR auf eindrucksvolle Weise neu sichtbar!
Wir freuen uns, Sie am Donnerstag, dem 27. November, von 18 bis 22 Uhr zur Vernissage begrüßen zu dürfen. Thomas Gust, Kurator und Dozent, wird durch die Ausstellung führen und über das Werk von Thomas Hoepker sprechen. Anschließend findet ein Gespräch mit Christine Kruchen, Filmemacherin und Witwe des 2024 verstorbenen Fotografen statt.
EINLADUNG ZUR VERNISSAGE
Donnerstag, 27. November 2025, 18–22 Uhr
GALERIE BUCHKUNST BERLIN, Oranienburger Str. 27, 10117 Berlin
Kuratorenführung von Thomas Gust und anschließendes Gespräch mit Christine Kruchen.
Keine Voranmeldung, Eintritt frei.
Wir freuen uns, aus diesem Anlass auch den neuen Bildband „Thomas Hoepker – DDR / East Germany – Colour Works 1972–1990“ aus unserem Verlagsprogramm vorzustellen. Das Buch bietet mit 145 Aufnahmen, viele davon bisher unveröffentlicht, zum ersten Mal einen umfassenden Überblick über die Farbfotografie Thomas Hoepkers in der ehemaligen DDR.
Zur Buchveröffentlichung präsentiert der Verlag eine streng limitierte Vorzugsausgabe mit einer originalen Fotografie Thomas Hoepkers in der Größe von 35 × 50 cm. Diese kommt gemeinsam mit dem Bildband und einem Zertifikat in einer hochwertigen Leinen-Schmuckbox.

© Thomas Hoepker/Magnum Photos, Angehöriger der GST beim Sterntreffen, Ost-Berlin, 1975.
1974 wurde Thomas Hoepker als erstem westdeutschen Fotografen offiziell gestattet, in der DDR zu arbeiten. Er zieht nach Ost-Berlin und bereist von hier aus das gesamte Land. Bis 1976 berichtete er gemeinsam mit seiner damaligen Frau, der Journalistin Eva Windmöller, für das stern-Magazin aus dem selbsternannten „Arbeiter-und-Bauern-Staat“. Seine Farbfotografien, die hier ab Anfang der 1970er Jahre entstehen und bis ins Jahr 1990 reichen, beschreiben mit Empathie, Verständnis und dem unverwechselbaren Humor Hoepkers das Leben in der DDR. Er fotografiert die DDR in ihrer eigenen Farbigkeit und es gelingt ihm, ein alternatives Bild des Landes und seiner Bewohner*Innen zu vermitteln und damit die offiziellen Darstellungen der Staatspropaganda, die in der DDR das Monopol auf Farbfotografie innehatte, zu hinterfragen. Seine einprägsamen Bilder von den historischen Umbrüchen der Wendezeit machen Thomas Hoepker zu einem Chronisten des Verschwindens der DDR aus der Geschichte. Die Farbfotografien des Lebens in der DDR, welche Thomas Hoepker geschaffen hat, sind einzigartig in ihrer künstlerischen Qualität und dem Erkenntnisgewinn, der in den Aufnahmen liegt.

© Thomas Hoepker/Magnum Photos, Katharina Thalbach, 1976
Thomas Hoepker (* 10. Juni 1936 in München, † 10. Juli 2024 in Santiago de Chile) zählt zu den bedeutendsten Fotografen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Viele seiner Fotografien, wie die Porträts von Muhammad Ali und die Aufnahmen am 11. September 2001 in New York, sind zu ikonischen Erinnerungsbildern geworden und in das kollektive Gedächtnis der Menschen eingegangen. Seine humanistischen Dokumentationen haben das Verständnis von künstlerischer Autorenfotografie geprägt. 1977 wird ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. 1989 wird Hoepker als erster deutscher Fotograf Vollmitglied der Agentur Magnum und ist von 2003 bis 2007 ihr Präsident. Hoepkers Werke werden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit gezeigt und befinden sich in den bedeutendsten Museen und fotografischen Sammlungen.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch und auf anregende Gespräche, ausgelöst durch die zeitlosen und Erinnerung speichernden Fotografien von Thomas Hoepker!
Für weitere Informationen zu den einzelnen Prints, zur Special Edition und zum Buch besuchen Sie bitte die folgenden Links:
PROGRAMM
Samstag, 13. Dezember 2025, 16–18 Uhr
„Das Jahr 1990 fotografieren – Thomas Hoepker und die letzten Tage der DDR„
Der Fotograf Andreas Rost im Gespräch mit Galerist Thomas Gust.
Bitte via E-Mail info@buchkunst-berlin.de anmelden, Eintritt frei.
Samstag, 24. Januar 2026, 16–18 Uhr
„Der Staat und die Bilder – Thomas Hoepkers stern-Reportagen aus der DDR“
Vortrag von Galerist Thomas Gust.
Bitte via E-Mail info@buchkunst-berlin.de anmelden, Eintritt frei.
Samstag, 28. Februar 2026, 16–18 Uhr
Finissage
Vortrag und Führung mit Thomas Gust zu den DDR-Fotografien von Thomas Hoepker.
GALERIE BUCHKUNST BERLIN
Ausstellungsdauer: 27. November 2025 – 28. Februar 2026
Adresse: Oranienburger Str. 27, 10117 Berlin
Öffnungszeiten: Do.–Sa., 14–18 Uhr
Kontakt: +49.(0)30.218 025 40, info@buchkunst-berlin.de
Die Fotografien von Thomas Hoepker sind in limitierten Auflagen als Silbergelatine-Handabzüge (SW Fotografien) und Fine Art Prints erhältlich. Wir freuen uns, Ihnen weitere Informationen zu den verfügbaren Werken zu geben und Sie bei der Auswahl unterstützen zu können. Kontaktieren Sie die Galerie Buchkunst Berlin per E-Mail unter info@buchkunst-berlin.de oder telefonisch unter der Nummer +49.30.21802540, um Ihre Interessen zu besprechen oder einen persönlichen Termin zu vereinbaren.
Thomas Hoepker, Magnum Photos
Fotografie Highlights in der Ausstellung
Uniformiertes Paar flirtet während einer Militärflugschau
Magdeburg, 1974

Die Fotografie von Thomas Hoepker, die ein flirtendes Paar während einer Flugschau bei Magdeburg zeigt, fängt einen flüchtigen, aber zugleich bedeutungsvollen Moment ein. Flugschauen waren in der DDR ein beliebtes Freizeitangebot und Teil eines Programms mit Volksfestcharakter, das stets auch militärische Präsentationen umfasste.
Im Herbst 1974 versammelten sich auf den Feldern am Rande eines Neubaugebiets bei Magdeburg knapp 30.000 Besucher. Hoepker gelingt hier eine wahre Ikone der DDR-Fotografie: Ein junger Ordner der Gesellschaft für Sport und Technik nutzt hinter den Kulissen die Gelegenheit, mit einer jungen Frau zu flirten. Er hat die Augen geschlossen und erwartet einen Kuss, während sie sich sein Käppi aufsetzt. Hoepker gelingt hier der berühmte „Decisive Moment“ – eine romantische Liebeserklärung in einem militarisierten Alltag. Ein handgeschriebenes Transparent, das an einem Lkw angebracht ist, verkündet: „Alle Kraft für das Wohl der Werktätigen – für das Glück des Volkes“ und verstärkt die Kontraste zwischen persönlicher Zuneigung und dem kollektiven, ideologischen Rahmen.
Diese Aufnahme reflektiert die Essenz von Liebe und Menschlichkeit in einer Gesellschaft, die von strengen Normen und politischen Vorgaben geprägt ist.
Veranstaltungsbüro des Ministeriums für Kultur
Ost-Berlin, 1974

Die Schaufenster der Geschäfte in der ehemaligen DDR erscheinen Thomas Hoepker wie Miniaturansichten des Staates, in denen der Glanz staatlicher Propaganda auf die grauen Realitäten des Alltags trifft. Seine Fotografie des Schaufensters eines Kulturbüros in Ostberlin ist sowohl Spiegelbild als auch Metapher der staatlichen Kulturpolitik.
Kulturbüros spielten eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung und Umsetzung der staatlichen Kulturpolitik und bestimmten die kulturelle Agenda des Landes. Sie sollten die ideologischen Ziele der Partei unterstützen und das kulturelle Leben im Sinne sozialistischer Werte gestalten. Dazu organisierten sie Veranstaltungen, förderten kulturelle Projekte und waren verantwortlich für die Verbreitung von Informationen über kulturelle Angebote.
Thomas Hoepker fängt hier die improvisierten Lösungen ein, die aus der offensichtlichen Mangelwirtschaft resultieren, und schafft damit surreale Bildmomente, die den Betrachter zum Schmunzeln bringen. Dieser Einsatz von Humor unterstreicht die Widersprüche zwischen dem offiziellen Narrativ und der Lebensrealität der Menschen. Es gelingt ihm, die unsichtbaren Wirklichkeiten in den sichtbaren Realitäten seiner Aufnahmen lesbar zu machen.
Diese duale Perspektive aus ironischer Betrachtung und surrealer Anmutung ermöglicht es dem Betrachter, die Diskrepanz zwischen staatlicher Rhetorik und den Herausforderungen des täglichen Lebens in der DDR zu erkennen und regt zum Nachdenken über die tiefere Bedeutung dieser Darstellungen an.
Kohlenmänner, Prenzlauer Berg
Ost-Berlin, 1974

Thomas Hoepkers Fotografie bietet ein eindringliches, dokumentarisches Porträt der beiden Kohlenmänner und reflektiert die Lebensrealität in der DDR. Im Gegensatz zu den idealisierten „Helden der Arbeit“, die vom Staat propagiert wurden, zeigen diese Archetypen der Arbeiterklasse die Herausforderungen ihres harten Arbeitsalltags in den zerfallenden Hinterhöfen Ost-Berlins.
Hoepker schafft eine intime Verbindung zu seinen Subjekten, wodurch die menschliche Erfahrung und Identität in ihrem spezifischen sozialen Kontext sichtbar werden. Die rauen Umgebungen, in denen die Kohlenmänner abgebildet sind, unterstreichen ihre Lebensrealität. Die Kombination aus natürlichem Licht und der sorgfältigen Wahl des Hintergrunds verleiht dem Bild zwar eine nostalgische Stimmung und verstärkt die emotionale Tiefe, doch gleichzeitig mindert die Farbigkeit den klassischen dokumentarischen Charakter der Fotografie und verleiht ihr eine zeitgenössische Note.
Heute gehört dieses Porträt zu einem Klassiker des Genres sowie zu den beliebtesten Arbeiten Hoepkers und ist ein fester Bestandteil seiner retrospektiven Ausstellungen und Monografien. Insgesamt bietet Hoepkers Ansatz in seinen Fotografien, besonders in der DDR, eine Weiterentwicklung traditioneller Portraitformen, indem er die menschliche Emotion und die sozialen Bedingungen der Zeit in den Vordergrund stellt.
Altstoffsammlung im Prenzlauer Berg
Ost-Berlin, 1975

Das Bild fängt einen charakteristischen Moment im urbanen Leben der DDR ein. Es zeigt ein Pferdefuhrwerk, das mit Altglas beladen ist, vor einer Sammelstelle, die Teil des Recycling-Systems der DDR war. In einer Zeit, in der Ressourcen knapp waren, stellte das Recycling einen wichtigen Bestandteil der Abfallwirtschaft dar. Die Abgabe von Altglas an speziellen Sammelstellen sollte nicht nur die Wiederverwertung fördern, sondern auch den Gemeinschaftssinn innerhalb der Bevölkerung stärken.
Das Pferdefuhrwerk symbolisiert eine traditionelle Transportweise, die in städtischen Gebieten der DDR auch in den 1970er Jahren weit verbreitet war, insbesondere da moderne Fahrzeuge oft nicht verfügbar waren. Diese Darstellung verdeutlicht die Verbindung von Tradition und den praktischen Notwendigkeiten des Alltags in Ost-Berlin. Hinter dem Pferd parkt als ostdeutsche Weiterentwicklung der „Pferdestärke“ ein rot leuchtender Trabant.
Heckfenster eines Trabanten mit Deko-Kissen aus Plastik
Erfurt, 1974

Thomas Hoepkers Fotografie „Heckscheibe eines Trabant mit Kissen aus Plastik, Erfurt, 1974“ zeigt ein vertrautes Bild auf den ostdeutschen Straßen. Der in Zwickau hergestellte Trabant war zwar keine Stil-Ikone modernen Designs, avancierte jedoch zu einem der weltweit bekanntesten Symbole der DDR. In Hoepkers Aufnahme wird der Trabant zum Träger eines bürgerlichen Weltbildes im ersten „sozialistischen Staat auf deutschem Boden“.
Besonders das Kissen aus Kunststoff in der Heckscheibe des Zweitakters steht für den Alltag der Menschen in der DDR und deren Bestreben, auch in der eingeschränkten materiellen Realität ein Stückchen Komfort zu schaffen. Es reflektiert zudem die zunehmend gleichförmigen visuellen Modelle der Gesellschaft.
Nicht nur das Fahrzeug selbst ist zu einer Ikone geworden, auch die Fotografie an sich ist in Thomas Hoepkers Werk unverzichtbar. Sie steht sinnbildlich für seine jahrzehntelange, wiederkehrende Arbeit in der DDR und bietet einen prägnanten Einblick in das Leben und die Kultur des Landes sowie seiner Menschen. Dies unterstreicht Hoepkers Position als bedeutenden Chronisten dieser Epoche.
Goethe-Schiller-Denkmal mit DDR-Fahne während der 1.000-Jahr-Feier von Weimar, 1975

Thomas Hoepkers Foto des Goethe-Schiller-Denkmals in Weimar, aufgenommen während der 1000-Jahr-Feier der Stadt 1975, bietet einen eindrucksvollen Kommentar zur Instrumentalisierung der klassischen deutschen Literatur durch den Staat in der DDR. Das Bild, das als Teil einer Bildstrecke im stern-Magazin veröffentlicht wurde, zeigt die monumentalen Figuren der beiden Dichter im Kontext der sozialistischen Ideologie.
Die außergewöhnliche Komposition der Fotografie, mit zwei Bildebenen, verstärkt die Wirkung: Die Symbole der DDR im Vordergrund rahmen die beiden Figuren ein und schaffen einen spannungsvollen Dialog zwischen Kultur und Politik. Besonders humorvoll ist das Hervorschauen der Gesichter der Dichterfürsten aus den Stoffbahnen, was dem Bild eine lebendige Note verleiht und die Ernsthaftigkeit der Situation auflockert.
In der DDR wurden Goethe und Schiller nicht nur als nationale Ikonen verehrt, sondern auch gezielt für die eigene Propaganda genutzt. Der Staat stellte die beiden Protagonisten der Klassik als Vorbilder für die sozialistischen Werte dar und versuchte, ihre Werke als Bestätigung für die Ideen des Sozialismus zu interpretieren. Dies geschah oft in einem historischen Rahmen, der die kulturelle Identität der DDR betonen und gleichzeitig die Errungenschaften des sozialistischen Staates glorifizieren sollte.
Hoepkers Foto fängt diesen Spannungsbogen ein und seine Darstellung des Denkmals vor den Symbolen der DDR verdeutlicht, wie eng die Verbindung zwischen Kultur und Politik in der DDR war.



